Unser Mai

Bild: Morio @ Wikimedia Commons

Unser Mai ist wahrscheinlich der längste Unser-Monat-Artikel, der je geschrieben wurde. Gefüllt mit sensationellen Entdeckungen im Feld der Frauenquote, einem brennenden Amt des Schulsprechers, skurrilen und möglicherweise zensierten Psychologieprojekten und einer Berichterstattung über den Vortragsabend, wobei unser farbfleck-Reporter, der vor Ort war, währenddessen eingeschlafen ist. Im Großen und Ganzen eine spektakuläre Ausgabe von Unser Monat.

Mit rohen Eiern auf den Wegen und versteckten Duschvorhängen begann der erste von zwei Feiertagen diesen Monat, der 1. Mai. Bei uns hat es eineinhalb Monate gedauert, bis wir alle Vorhänge wieder hatten.

Abgehakt – Die Kurzmeldungen des Monats: Wieder eine Lesenacht. Im Anmeldeformular bitte ankreuzen: „Ich mag vorlesen“, „Ich mag übernachten“, „Ich mag Züge“ +++ Deutsche Meisterschaft Formel 1 in der Schule in Stuttgart. Exner: „Wo wart ihr? Ach, ihr wart beim siebten Platz!“ +++ Diesjähriger Frankreichaustausch ganze zwei Wochen lang: Zuerst kamen die Franzosen zu uns, gleich danach fuhren wir nach Frankreich +++ Trashtag gewinnt den Landeswettbewerb und ist somit beste Juniorfirma Baden-Württembergs. Weiter geht’s in Hamburg, beim Bundeswettbewerb +++ Stadtteilfest am 06. Mai: Es hat gepisst. Der Regen hat dem Fest seine Besucher geraubt.

Am 03. Mai hielt ein Vertreter einer Bank einen Vortrag am LGH, um anschließend eine Bildungspartnerschaft mit dem LGH zu unterschreiben. Dieser Partnerschaft unterstützt Projekte, die mit der Wirtschaft zusammenarbeiten, so z.B. trashtag oder Formel 1 in der Schule. Während die Partnerschaft gut ist, war es der Vortrag nicht.

Dazu gibt es eine neue Episode von „Der farbfleck vor Ort„:

Okay, von diesem Vortrag weiß ich nur noch, dass ich anwesend war. Da ich offensichtlich alles wieder vergessen habe, muss ich mich auf die offiziellen LGH-Pressemitteilungen verlassen. Darin steht, dass er mit der „Oldenburger Ersparungscasse“ von 1786 begann und die Geschichte seiner Bank vorgestellt hat. Das hat offensichtlich lange gedauert und war sehr ermüdend. Außerdem war der Vortrag mit so genannten „Ja-und?“-Floskeln gefüllt: „Ich bin kein Banker, ich bin Vorstand.“ Das steht so in der Pressemitteilung. Befragen wir doch die Lehrer. Herr Bauer meint, es sei der schlechteste Vortragsabend des Schuljahres gewesen. Es wäre reine Propaganda gewesen. Andere Schüler konnten natürlich nichts dazu sagen, denn es erinnert sich ja keiner mehr an irgendetwas aus dem Vortrag.

Die diesjährigen Projekte des Psychologiekurses der Klasse 11 sind skurril. Während in den letzten Jahren relativ normale Themen wie „Cola vs. Pepsi“ untersucht wurden, ging es dieses Mal drauf und drunter. Mit dabei ist ein Projekt, das die Auswirkungen eines mindestens dreijährigen LGH-Besuch auf den IQ untersucht. Ein anderes Projekt untersucht die psychologischen Konsequenzen einer Toilette ohne Klobrille auf die Benutzer (oder so ähnlich).Beim IQ-Projekt absolvierten über 30 Probanden ab der zehnten Klasse einen IQ-Test ihrer Altersstufe. Da zuvor jedoch keine Untersuchungen über die natürliche Abnahme des IQs mit dem Alter getätigt wurden (z.B. mit einer Kontrollgruppe an anderen Schulen), ist die Aussagekraft der Ergebnisse in Frage gestellt.  Leider kann ich die Ergebnisse nicht beurteilen, weil dem Psychologiekurs verboten wurde, über die Ergebnisse in der Öffentlichkeit zu reden und die Präsentation der Ergebnisse höchstwahrscheinlich bei diesem Projekt ausnahmsweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Das sieht nach kritischen Ergebnissen aus, von denen keiner erfahren darf…

Auch beim Klobrillen-Projekt entstanden unerwartete Komplikationen: Sie haben die Klobrillen nicht abgekriegt. Zumindest in manchen WGs. Dazu zählte glücklicherweise auch meine WG und so musste ich mich nicht dem einwöchigen Experiment beugen. Aber ernstzunehmende Ergebnisse sind wahrscheinlich sowieso nicht entstanden.

Am 16. Mai fand das ultimative Zusammentreffen aller Big Bands der Gmünder Gymnasien, der SchwörhausBigband der städtischen Musikschule und der Big Band des Kopernikus-Gymnasiums Wasseralfingen statt. In einem über drei Stunden langen Konzert in einer prall gefüllten Aula boten über 100 Musiker ihre Leistungen dar. Aber fast das gesamte LGH nutzte die Gelegenheit aus, dass das Big Band Battle nicht verpflichtend für sie war, nur um ihre Abwesenheit später zu bereuen. Glücklicherweise hat die Technik die Auftritte von drei der sechs Bands aufgenommen und hier zur Verfügung gestellt.

Wenn LGH Explosiv kommt, dann brennt es. Diesmal brennt es am Amt des Schulsprechers. Nach gewissen Quellen wurde der Schulsprecher „Mac OS X Lion“ (Name geändert) aufgefordert, vom Amt zurückzutreten. Da dies bisher noch nicht geschehen ist, scheinen sich die Angelegenheiten, die sich um eine Jugendschutzgesetz-Klausel handelt, die den Konsum eines gewissen Getränks erst ab 16 Jahren erlauben, geklärt zu haben.

Christi Himmelfahrt war der zweite Feiertag diesen Monat. Am LGH ist der 17. Mai der traditionelle Auslach-Tag für alle Teilnehmer des viertägigen LGH-Mathewochenendes, das jedes Jahr an einem Feiertag startet. Denn sie sind diejenigen, die einen freien Tag für Mathe opfern. Und das geht doch nicht, so die Argumentation. Zum Mathewochenende: Es war das größte in der LGH-Geschichte, mit insgesamt 57 Schülerinnen und Schülern aus ganz Deutschland und dieses Mal sogar aus der Schweiz. Zum Abschluss fand der MatBoj-Wettbewerb statt, eine Art Mathematik-Abitur-Nachprüfung in einer Gruppenwettbewerb-Ausführung. Dabei werden Aufgaben über die in den letzten Tagen besprochenen Themen  von den einzelnen Gruppen gelöst und in einem Zusammentreffen vorgestellt, wobei die andere Gruppe die vorgestellte Lösung auf Lücken und Fehler prüfen muss, um Punkte zu kassieren.

Im Mai waren Begegnungen mit Bewerbern für Lehrerstellen Alltag. Fakt ist, dass es dieses Jahr mehr als jemals zuvor sind. Es könnten bis zu 10 neue Lehrer aufgenommen werden. Natürlich beginnen damit die Spekulationen darüber, welche Lehrer uns verlassen. Dieses Jahr sind die Teilnehmer des jährlichen Massen-Exodus vom LGH relativ klar. Bestätigt wurden bisher die Familie Hahn, Herr Kuhner, Herr Neudert, Herr Pfister und Herr Weih. Bis zu vier weitere Lehrer sind im Gespräch. Dabei kommt die Frage auf, wieso uns immer die Lehrer verlassen, die man am wenigsten los werden will. Außerdem wird dieses Jahr entgegen den Ankündigungen aus Platzgründen keine zweite siebte Klasse aufgenommen.

Seit der Frauenquote von 0% in meinem Physikleistungs- und Informatikkurs sind naturwissenschaftlich interessierte Mädchen vom Aussterben bedroht. Doch das diesjährige DLR-Praktikum vom 21. bis zum 24. Mai gibt Forschern neue Hoffnung. Denn fünf der sieben Teilnehmer waren weiblichen Geschlechts und informierten sich über Brennstoff- und Solarzellen, Navigationssysteme und bauten kleine, eigene Raketen, deren Start für den 29. Juni auf dem LGH-Campus geplant ist. Es sind zwar keine Ariane-Raketen und sie fliegen nicht so weit, aber es wird ein Höllenspaß.

Zahl des Monats: 9

Fast alle (9 von 11) Namen der LGHler hatte der Zeitungsredakteur der Gmünder Tagespost im Artikel über den Besuch des Landtagspräsidenten Guido Wolf falsch geschrieben. Der Landtagspräsident war übrigens anwesend, um sich über die Entwicklung unserer „Modellschule“ zu informieren und… Lest den Artikel einfach selbst, dann könnt ihr euch nebenbei noch über die falschen Namen amüsieren!

Über die Pfingstferien hinweg waren neun Schülerinnen und Schüler mit Frau Kadau und drei Wissenschaftlern in Ghana, um eine Solaranlage in einer Schule zu installieren. Sieben der Schüler, die an diesem Entwicklungshilfeprojekt beteiligt waren, sind übrigens Mädchen gewesen. Die Wissenschaftler, die sich mit dem Aussterben der naturwissenschaftlich interessierten Mädchen beschäftigen, sind total aus dem Häuschen.

Zum Weiterlesen: Die komplette Unser-Monat-Kolumne

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